Arbeitszeugnis Formulierungshilfen
Zusammengefasst sind folgende Verfahren für das Formulieren eines fachgerechten Arbeitszeugnis üblich:
Wichtige Aussagen weglassen:
Es wird nur über das Verhältnis zu Kollegen und nicht auf das zu Vorgesetzten eingegangen, ein Teilbereich der Aufgaben werden in der Leistungsbeurteilung nicht erwähnt, es fehlen allgemeine, unter Umständen wichtige Aussagen wie z.B. über Ehrlichkeit, Pünktlichkeit und Fleiß im Arbeitszeugnis (diese 3 gehören immer zusammen!)
Indirekter Ausdruck:
Indirekt und dennoch unverholen Sachverhalte auszudrücken, ist denkbar einfach: Falls der AN “keinerlei Anlaß zu Beanstandungen gegeben und alle Arbeiten weisungsgemäß erledig” hat, sagt diese Formulierung im Arbeitszeugnis indirekt aus, dass es dem AN an Eigeninitiative und Engagement gefehlt hat.
Verkehrung ins Negative:
Eine an sich positive Eigenschaft wird so formuliert, dass ein negativer Beigeschmack bleibt. Ein AN, der sich “stets interessiert gezeigt” hat, war vielleicht interessiert, aber eher unmotiviert.
Unpersönliche/passive Formulierungen:
Durch passive Formulierungen in denen ein AN irgendwo “eingesetzt, vertraut gemacht oder mit Aufgaben betraut” wurde, wird die Weisungsgebundenheit und u.U. die Unselbstständigkeit eines AN im Arbeitszeugnis ausgedrückt.
Gnadenlose Übertreibungen:
Seit Jahren schon ist es üblich, Arbeitszeugnisse stets in Superlativen zu formulieren, um der Zufriedenheit mit einem AN Ausdruck zu verleihen. Abweichungen von diesem Standard deuten auf eine gewisse Unzufriedenheit hin.
Länge des Arbeitszeugnisses:
Auch der Umfang und die Länge eines qualifizierten Arbeitszeugnisses haben ihren Aussagewert: in der Regel steigen Umfang und Länge des Dokumentes proportional mit der Qualifikation und höheren Position des AN, mit der Dauer der Betriebszugehörigkeit sowie mit der Zufriedenheit des Arbeitgebers. Generell sollte ein qualifiziertes Arbeitszeugnis nicht länger als 2 - 3 DinA4-Seiten lang und nicht kürzer als 1 Seite sein. Wird ein Arbeitszeugnis für eine Führungskraft auf knapp 1er Seite ausgestellt, dokumentieren dies Unzufriedenheit und u.U. sogar Missachtung.
Standard oder Individuell
Ein Standard - Arbeitszeugnis ist leicht zu erkennen: es enthält nur standardisierte Formulierungen (siehe oben) und wenig wirklich Interessantes. Es dokumentiert deutlich das Desinteresse des Arbeitgebers und dadurch die Unwichtigkeit des AN im Betrieb. Völlig anders wirkt hier ein individuelles Arbeitszeugnis: es enthält zwar auch die üblichen Standardaussagen, aber darüber hinaus beschreibt es die persönlichen Stärken des AN in unverwechselbarer Form - Sie sehen gleich: Hier hat sich jemand Mühe mit der Erstellung des Dokumentes gemacht, dieser MA ist dem Unternehmen lieb und wertvoll. Bei Referenzschreiben ist dieses Vorgehen Standard - warum nicht bei Arbeitszeugnissen?
Ich empfehle in jedem Fall ein individuelles Arbeitszeugnis. Es hat einen hohen Aussagewert über Ihren Umgang mit Mitarbeitern und Sie haben die Möglichkeit, Schwachpunkte des AN differenziert dazustellen und in den richtigen Kontext zu stellen.